Hier nun der
fünfte Teil der Ausschnitte aus meinem 2014 erschienenen Einführungsband
zur Philosophie der Renaissance. Zum Kontext und für Auszüge aus dem
Kapitel "München 2013" siehe hier. Auszüge aus dem
vorigen Kapitel ("Florenz 1434") gibt's hier .
Und hier die Ausschnitte:
"
Wien 1489
Wien im Jahre 1489: Das ist die
Residenzstadt[1]
des Matthias Corvinus,[2]
Königs von Ungarn und Herzogs von Österreich, eines auch an Magie[3]
wie Astrologie[4]
interessierten großen Büchersammlers.[5]
Neben und in Verbindung zu Matthias, seinem Hof, seiner Entourage ist zweiter
intellektueller Brennpunkt Wiens die dortige Universität.[6]
In der zweiten Hälfte des 15.
Jahrhunderts ist die Wiener Universität zwar (abgesehen von Löwen) nach wie vor
im Heiligen Römischen Reich die Hochschule mit den meisten Studenten,[7]
hat aber - zugunsten insbesondere von Leipzig, Erfurt und Köln - deutlich an
Dominanz eingebüßt.[8]
Es kommt zu einer West-Ost-Verschiebung des Einzugsbereiches.[9]
Während der Wiener Herrschaft des Matthias Corvinus erhöht sich (wenn auch
vorübergehend) die Zahl der Studenten deutlich,[10]
sowie (wenn auch weniger deutlich und ebenfalls vorübergehend) die Zahl der
Lehrveranstaltungen der Artistenfakultät[11]
(wo auch die Philosophie ihren institutionellen Ort hat).[12]
Unter dem im April beginnenden Rektorat des Theologen Leonardus Mulner de
Novoforo werden - wenn ich richtig gezählt habe - 309 Studenten neu
eingeschrieben,[13]
darunter (soweit ich sehe) nur ein einziger aus einem Territorium außerhalb des
Heiligen Römischen Reiches und auch außerhalb der im weitesten Sinne
matthiascorviniusschen Territorien und Polen stammend: Franciscus Wemfinis de
Ascalon - ein Italiener.[14]
Unter dem Rektorat des Johannes Harrer de Heilprunn (der auch Professor der
Artes ist) werden im Oktober 1489 159[15]
Studenten immatrikuliert,[16]
darunter keine von außerhalb der üblichen Einzugsgebiete der Wiener
Universität, wohl aber (unter den Studenten der Natio Renensium) 11 "pauperes".[17]
Die Neuimmatrikulierten diesen Jahres zahlen im Normalfall 4 Groschen, wobei es
z.T. überraschende Abweichungen von dieser Norm gibt: Johannes Tax de Buda
zahlt 1 Pfennig mehr,[18]
Stephanus Lwpolt de Kamparn kommt mit nur 1 Groschen davon,[19]
Stephanus de Bogatth und Nicolaus Altenberger de Cibinio[20]
geben (je?) einen Ungarischen Gulden,[21]
ein Doktor der Rechte (der auch [in Gegenwart zweier Notare] auf - nicht näher
genannte - Privilegien verzichtet) einen halben Thaler.[22]
Schon vor der Besitznahme der Stadt
im Jahre 1485[23]
durch Matthias Corvinus besteht der
Eindruck, er hege der Universität gegenüber großes Wohlwollen.[24]
Noch am Tage seines Einzugs erklärt Matthias - wie ausdrücklich erklärt wird:
in excellentem Latein[25]
- Freiheiten und Privilegien der Universität nicht nur erhalten, sondern
vermehren zu wollen, anzustreben sie zu alter Blüte zurückzuführen.[26]
Er versucht diejenigen Dozenten, die Recht auf ein festes Gehalt haben (lectores stipendiati) und die schon vor Matthias'
Einzug nach Wien seit rund zwei Jahren kein Geld mehr erhalten hatten,[27]
dazu zu bringen den Eid auf ihn abzulegen - vergeblich; die Universität sucht
stattdessen beim Papst um Bestätigung nach.[28]
Kaiser Friedrich III. weigert sich ebenfalls zu zahlen - unter Verweis auf zu
freundliches Verhalten der Universität gegenüber Matthias.[29]
Ab (Herbst?) 1486 bezahlt Matthias Corvinus die lectores stipendiati,[30]
stellt auch Geld für Stipendien an Studenten zur Verfügung und gewährt u.U.
auch Weiteres.[31]
Die an der Artes-Fakultät der
Universität unterrichteten Gegenstände sind bekannt - wenn auch das, was genau
zu den einzelnen Gegenständen unterrichtet bzw. von den Dozenten diskutiert
und/oder vertreten wurde, m.W. bislang nicht untersucht wurde.[32]
Am ersten September 1489[33]
werden an der Artistenfakultät die zu unterrichtenden Gegenstände (bzw.
Basistexte) und die sie unterrichtenden Dozenten festgelegt:[34]
Reichlich Logik ("Universalia Porphyrii", Ars veteris, Parva logicalia,
Topica, Insolubilia, Petrus Hispanus II & III [4 Dozenten], "Obligatoria"[35] [2
Dozenten], Analytica priora, Analytica posteriora [2 Dozenten], Elenchi[36]
[2 Dozenten]), Ethik (Buch I), nicht wenig Naturphilosophie - wenn auch in
Auswahl[37]
- (De anima [4 Dozenten], Parva naturalia, Physik II [2
Dozenten], De cælo II), Metaphysik, Kosmologie
("Speram materialem"), Mathematik ("Algorismum" [2 Dozenten],
Euklid [2 Dozenten], "Proporciones breves", "Arismetricam
communem", "Perspectivam communem"), Grammatik und Rhetorik nach
Alexander de Villadei [9 Dozenten], Augustinus Dacus (Dati) und der Summa Iovis.[38]
Abwesend sind: Politik[39]
und Ökonomik,[40]
Poetik,[41]
und nicht-philosophisch/rhetorische antike Texte.[42]
Ob die Nichtbehandlung von Politik und nicht-philosophisch/rhetorischen antiken
Texten politische Gründe hatte, Dozentenmangel geschuldet war, oder andere
Gründe vorlagen, ist (mir) nicht erkennbar; zu beachten ist allerdings, dass
sie vor Beginn von Matthias Corvinus' Herrschaft über Wien[43]
(1485) anfing, und nicht mit dessen Tode[44]
(1490) und dem Ende der ungarischen Dominanz in Wien endete.
Von wenigen Ausnahmen[45] abgesehen, besteht keine Überschneidung
zwischen dem was an der Artesfakultät und insbesondere an Philosophie in Wien
unterrichtet wird, und den Interessen des Matthias Corvinus auf den
entsprechenden Gebieten, so wie sie durch das was wir über seine Bibliothek
wissen belegt sind.[46]
[1]
Zu Wien und Corvinus (bzw. zu
Corvinus und Wien) siehe: Ferdinand Opll:
Matthias Corvinus und Wien (1485-1490) :
Kleinausstellung des Wiener Stadt- und Landesarchivs, Wien [Wiener Stadt
und Landesarchiv / Thalia] 1985, und insbes. András Kubinyi: Die Wiener Regierung
des Königs Matthias Corvinus, in: András Kubinyi: "Matthias Corvinus : Die Regierung eines Königreichs
in Ostmitteleuropa 1458-1490", Herne [Tibor Schäfer Verlag] 1999, pp.
202-215. Siehe auch András Kubinyi: Matthias Corvinus : Die Regierung eines
Königreichs in Ostmitteleuropa 1458-1490, Herne [Tibor Schäfer Verlag]
1999, p. 60 (zu Provinzialverwaltung) und p. 180 (zu Wien als Ort der Anwerbung
von Söldnern).
[2]
Eine umfassende Biographie zu
Matthias Corvinus und seinem politischen wie intellektuellen Umfeld (etwa nach
Art derjenigen, die Seibt für Kaiser Karl IV. vorgelegt hat [Ferdinand Seibt:
Karl IV. Ein Kaiser in Europa : 1346 bis 1378, München [Deutscher
Taschenbuchverlag] 1994]) ist mir nicht bekannt. Zu Corvinus in Kontexten von
Politik und Traditionen ist empfohlen: Sándor Csernus: La Hongrie de
Matthias Corvin : ruptures et continuité dans l'histoire hongroise du XVe
siècle, in: Jean-François
Maillard, István Monok, Donatella Nebbiai (edd.): "Matthias Corvin, les bibliothèques princières
et la genèse de l'etat moderne", Budapest [Országos Széchényi Könyvtár]
2009, pp. 13-24 (auch zugänglich unter URL http://mek.niif.hu/07400/07400/07400.pdf
[gesehen 2011-03-29]). Mindestens stellenweise reißerischer als vermutlich
nötig, aber vergleichsweise neu ist: Marcus Tanner: The Raven King: Matthias
Corvinus and the Fate of his Lost Library, New Haven [Yale University
Press] 2008 (siehe hierzu auch Phillip Haberkern
zu: Marcus Tanner: The Raven King: Matthias Corvinus and the Fate of his Lost
Library, New Haven : Yale University Press 2008, ISBN 978-0-300-12034-9,
(H-German (November, 2009)) : Manuscript
Culture at the Boundaries of the Renaissance, URL http://www.h-net.org/reviews/showrev.php?id=25868
(gesehen 2011-04-05, cf. http://www.phil-hum-ren.uni-muenchen.de/W4RF/YaBB.pl?num=1257928187/0#0
[Verweis auf diese Rezension durch mich, 2009-11-11, gesehen 2011-04-05]). Eine
Kurzbiographie findet sich auch in Gyula Rászó:
Die Feldzüge des Königs Matthias Corvinus
in Niederösterreich 1477-1490, Wien [Österreichischer Bundesverlag] 19823,
p. 26s.
[3] Siehe
Alessandro Scafi: Aurum Hungaricum: il re Mathia <!> del
Ungheria e il segreto della Alchimia (Alternativtitel auf der Titelseite
der Zeitschrift: Il re Mattia <!> e
la pietra filosofale), in: "RSU : Rivista di studi
ungheresi" 8 (1993), pp. 5-16, insbes. pp. 9sqq. (und die dort
genannte Literatur). Was institutionelles betrifft besteht allerdings
vermutlich Anlass zu größerer Zurückhaltung, als von Scafi geübt: dieser
schreibt (op. cit., p. 9s) von: "la
presenza a Buda di un'Accademia
Platonica in strettissimo contatto con quella fiorentina di Marsilio || Ficino"
was in Anbetracht der im wesentlichen nicht-formal-institutionellen Natur des
Florentiner Gesprächskreises und dem völligen Mangel an platonischer
Philosophie als Zentrum seiner Aktivität(en) (siehe James Hankins: The Myth of the
Platonic Academy of Florence in: "Renaissance Quarterly"
44.3 (1991), pp. 429-475 und James Hankins:
Humanist Academies and the 'Platonic
Academy of Florence', in: Marianne Pade (ed.). "On
Renaissance Academies : Proceedings of the international conference 'From the
Roman Academy to the Danish Academy in Rome | Dall'Accademia Romana all'Accademia
di Danimarca a Roma | The Danish Academy in Rome, 11-13 October 2006",
Roma [Edizioni Quasar] 2011, pp. 31-46) als - gelinde gesagt - problematisch
erscheint.
[4] Siehe insbes. Darin Hayton:
Expertise ex Stellis: Comets, Horoscopes, and Politics in
Renaissance Hungary in: "Osiris" 25 (2010), pp. 27-46.
[5] Siehe
insbes. die Artikel in Jean-François Maillard, István Monok,
Donatella Nebbiai (edd.): Matthias Corvin, les bibliothèques
princières et la genèse de l'etat moderne, Budapest [Országos Széchényi
Könyvtár] 2009 (auch zugänglich unter URL http://mek.niif.hu/07400/07400/07400.pdf [gesehen 2011-03-29]).
[6]
Für einen allgemeineren
Überblick siehe die im folgenden Band enthaltenen Artikel (und die dort
genannte Literatur): Kurt Mühlberger
& Meta Niederkorn-Bruck: Die Universität Wien im Konzert europäischer
Bildungszentren : 14. bis 16. Jahrhundert, Wien [Böhlau] 2010
[7]
Nur Studenten, keine
Studentinnen - siehe den Exkurs im vorigen Kapitel.
[8]
Christian Hesse: Der Blick von außen :
Die Anziehungskraft der spätmittelalterlichen Universität Wien auf Studenten
und Gelehrte, in. Kurt Mühlberger
& Meta Niederkorn-Bruck: "Die Universität Wien im Konzert europäischer
Bildungszentren : 14. bis 16. Jahrhundert", Wien [Böhlau] 2010,
pp.101-112, hier p. 103. Siehe auch Kurt Mühlberger:
Das Wiener Studium zur Zeit des Königs
Matthias Corvinus, in: László Szögi
& Júlia Varga (edd.).
"Universitas Budensis 1392-1995", Budapest 1997, pp. 89-116, hier p.
111; Der Artikel steht auch - weitghend textidentisch an einer weiteren Stelle
zur Verfügung: Kurt Mühlberger: Das Wiener Studium zur Zeit des Königs
Matthias Corvinus, in: Helmuth Grössing:
"Themen der Wissenschaftsgeschichte", Wien [Verlag für Geschichte und
Politik] 1999, pp. 148-173. Im Kontext von Vergleichen zwischen Universitäten
jener Zeit siehe auch Gábor Klanicza:
Late medieval centra European
Universities : Problems of their comparative history, in: László Szögi & Júlia Varga (edd.). "Universitas Budensis 1392-1995", Budapest
1997, pp. 171-181.
[9]
Kurt Mühlberger: Das Wiener
Studium zur Zeit des Königs Matthias Corvinus, in: László Szögi & Júlia Varga (edd.). "Universitas Budensis 1392-1995", Budapest
1997, pp. 89-116, hier p. 110s.
[10]
Kurt Mühlberger: Das Wiener
Studium zur Zeit des Königs Matthias Corvinus, in: László Szögi & Júlia Varga (edd.). "Universitas Budensis 1392-1995", Budapest
1997, pp. 89-116, hier p. <113> und p. 110. Siehe auch ebenda p. 112tab1.
[11]
Kurt Mühlberger: Das Wiener
Studium zur Zeit des Königs Matthias Corvinus, in: László Szögi & Júlia Varga (edd.). "Universitas Budensis 1392-1995", Budapest
1997, pp. 89-116, hier p. <115>.
[12]
Siehe die Vergabe der Themen an
die Dozenten in Thomas Maisel &
Ingrid Matschinegg: „Wiener Artistenregister“ 1471 bis 1497,
Wien 2007, p. 112s, zugänglich unter URL http://www.univie.ac.at/archiv/artreg/AFA3-2%20nr%2016528%20bis%2021914.pdf
[gesehen 2011-03-30]
[13]
Willy Szaivert & Franf Gall
(edd.): Die Matrikel der Universität Wien
: II. Band : 1451-1518/I: Text, Graz [Germann Böhlaus Nachf.] 1967, pp.
205-209.
[14]
Willy Szaivert & Franf Gall
(edd.): Die Matrikel der Universität Wien
: II. Band : 1451-1518/I: Text, Graz [Germann Böhlaus Nachf.] 1967, p.
206bl116.
[15]
Wenn ich richtig gezählt habe.
[16]
Willy Szaivert & Franf Gall
(edd.): Die Matrikel der Universität Wien
: II. Band : 1451-1518/I: Text, Graz [Germann Böhlaus Nachf.] 1967, pp.
209-159.
[17]
Willy Szaivert & Franf Gall
(edd.): Die Matrikel der Universität Wien
: II. Band : 1451-1518/I: Text, Graz [Germann Böhlaus Nachf.] 1967, p.
211b: u.a. aus Straubing, Rosenheim und München.
[18]
Willy Szaivert & Franf Gall
(edd.): Die Matrikel der Universität Wien
: II. Band : 1451-1518/I: Text, Graz [Germann Böhlaus Nachf.] 1967, p.
209bl52: "4 gr. + 1 den.".
[19]
Willy Szaivert & Franf Gall
(edd.): Die Matrikel der Universität Wien
: II. Band : 1451-1518/I: Text, Graz [Germann Böhlaus Nachf.] 1967, p.
210al20: "dedit 1 gr.";
dies scheint ungewöhnlich gewesen zu sein; zumindest liest sich op.cit., p.
210n1: "Die Einzahlung am Rande
der Seite wiederholt".
[20]
Beide der Ungarischen Nation
zugezählt, und beide ohne Hinweis dass sie etwa adelig seien.
[21]
Willy Szaivert & Franf Gall
(edd.): Die Matrikel der Universität Wien
: II. Band : 1451-1518/I: Text, Graz [Germann Böhlaus Nachf.] 1967, p.
212al24s.
[22]
Willy Szaivert & Franf Gall
(edd.): Die Matrikel der Universität Wien
: II. Band : 1451-1518/I: Text, Graz [Germann Böhlaus Nachf.] 1967, p.
211al34 und Willy Szaivert &
Franf Gall (edd.): Die Matrikel der Universität Wien : II. Band
: 1451-1518/I: Text, Graz [Germann Böhlaus Nachf.] 1967, p. 211n2.
[23]
Zu den hierzu führenden
militärischen Ereignissen siehe Gyula Rászó:
Die Feldzüge des Königs Matthias Corvinus
in Niederösterreich 1477-1490, Wien [Österreichischer Bundesverlag] 19823,
pp. 16-19.
[24]
Kurt Mühlberger: Das Wiener
Studium zur Zeit des Königs Matthias Corvinus, in: László Szögi & Júlia Varga (edd.). "Universitas Budensis 1392-1995", Budapest
1997, pp. 89-116, hier p.98s.
[25]
"dicebat sua Regia Maiestas egregio latino" (Kurt Mühlberger: Das Wiener
Studium zur Zeit des Königs Matthias Corvinus, in: László Szögi & Júlia Varga (edd.). "Universitas Budensis 1392-1995", Budapest
1997, pp. 89-116, hier p. 103n58, Fettung hck).
[26]
Kurt Mühlberger: Das Wiener
Studium zur Zeit des Königs Matthias Corvinus, in: László Szögi & Júlia Varga (edd.). "Universitas Budensis 1392-1995", Budapest
1997, p 102s.
[27]
Kurt Mühlberger: Das Wiener
Studium zur Zeit des Königs Matthias Corvinus, in: László Szögi & Júlia Varga (edd.). "Universitas Budensis 1392-1995", Budapest
1997, p. 105.
[28]
Kurt Mühlberger: Das Wiener
Studium zur Zeit des Königs Matthias Corvinus, in: László Szögi & Júlia Varga (edd.). "Universitas Budensis 1392-1995", Budapest
1997, p. 104.
[29]
Kurt Mühlberger: Das Wiener
Studium zur Zeit des Königs Matthias Corvinus, in: László Szögi & Júlia Varga (edd.). "Universitas Budensis 1392-1995", Budapest
1997, p. 105 & p. 105sn67.
[30]
Kurt Mühlberger: Das Wiener
Studium zur Zeit des Königs Matthias Corvinus, in: László Szögi & Júlia Varga (edd.). "Universitas Budensis 1392-1995", Budapest
1997, pp. 106-108. Ob die Dozenten inzwischen den geforderten Eid auf Matthias
Corvinus abgelegt hatten ist (mir) nicht bekannt.
[31]
Kurt Mühlberger: Das Wiener
Studium zur Zeit des Königs Matthias Corvinus, in: László Szögi & Júlia Varga (edd.). "Universitas Budensis 1392-1995", Budapest
1997, p. 108.
[32]
Abgesehen vom folgenden siehe zu
Inhalten und Unterrichtsformen auch: Christine Glaßner: Wiener
Universitätshandschriften in Melk : Bemerkungen zum Lehrbetrieb an der Wiener
Artistenfakultät, in: Kurt Mühlberger
& Meta Niederkorn-Bruck: "Die Universität Wien im Konzert europäischer
Bildungszentren : 14. bis 16. Jahrhundert", Wien [Böhlau] 2010, pp.
87-99.
[33]
Mit einem Nachtrag am 19.
September (siehe das in der folgenden Fußnote bibliographierte Werk, p. 113.
[34]
Die folgenden Angaben auf Basis
von Thomas Maisel & Ingrid Matschinegg: „Wiener Artistenregister“ 1471 bis 1497, Wien 2007, p. 112s,
zugänglich unter URL http://www.univie.ac.at/archiv/artreg/AFA3-2%20nr%2016528%20bis%2021914.pdf
[gesehen 2011-03-30]
[35]
Wohl De obligationibus. (Vgl. die im Kapitel zu Padua 1408 genannte
Literatur zur Logik des Paulus Venetus.)
[36]
Bemerkenswert ist, das diese von
den Insolubilia geschieden sind: ein
klarer Hinweis darauf, dass ein Teil der Logikveranstaltungen Texte des
Aristoteles (und andere des Petrus Hispanus) zugrundelegten, anderen hingegen
nicht einem Text, sondern einem Thema gewidmet waren.
[37]
Die Daten für 1488 sehen nicht
wesentlich anders aus: siehe Thomas Maisel
& Ingrid Matschinegg: „Wiener Artistenregister“ 1471 bis 1497,
Wien 2007, p. 107s, zugänglich unter URL http://www.univie.ac.at/archiv/artreg/AFA3-2%20nr%2016528%20bis%2021914.pdf
[gesehen 2011-03-30]
[38]
Zu dieser siehe Christine Glaßner: Wiener Universitätshandschriften in Melk : Bemerkungen zum Lehrbetrieb
an der Wiener Artistenfakultät, in: Kurt Mühlberger & Meta Niederkorn-Bruck:
"Die Universität Wien im Konzert
europäischer Bildungszentren : 14. bis 16. Jahrhundert", Wien
[Böhlau] 2010, pp. 87-99 : hier p89n15.
[39]
Politik wurde unterrichtet 1472
(Thomas Maisel & Ingrid Matschinegg: „Wiener Artistenregister“ 1471 bis 1497, Wien 2007, p. 12,
zugänglich unter URL http://www.univie.ac.at/archiv/artreg/AFA3-2%20nr%2016528%20bis%2021914.pdf
[gesehen 2011-03-30]), 1474 (op. cit., p. 26), 1476 (op.cit., p. 40 & 42),
1477 (op. cit., p. 50), 1480 (Pol. VIII!: op.cit., p. 71)
[40]
Anscheinend 1471-1497 gar nicht
unterrichtet.
[41]
Anscheinend 1471-1497 gar nicht
unterrichtet.
[42]
1472 hingegen gab es eine
Lehrveranstaltung zu Horaz (op. cit., p. 12), 1475 Lehrveranstaltungen zu Vergil und Horaz (op. cit., p. 31s), 1480
zu Vergil (op. cit., p. 71), 1481 und 1482 zu Horaz (op. cit., p. 78 & p.
85), 1481 zu Sallust (op. cit., p. 80).
[43]
1485.
[44]
1490.
[45]
Zu des Corvinus' Zeiten:
abgesehen vom im Rest des Absatzes des Haupttexts angeführten: u.U. auch: Ethik. Für späteres (mögliche Parallelen zu
Gedankengut des Marsilius Ficinus bei Conrad Celtis) siehe Helmuth Grössing: Die Lehrtätigkeit des Konrad Celtis in
Wien : Ein Rekonstruktionsversuch, in: Kurt Mühlberger & Meta Niederkorn-Bruck: "Die Universität Wien im Konzert europäischer
Bildungszentren : 14. bis 16. Jahrhundert", Wien [Böhlau] 2010, pp.
223-233 : hier p. 229.
[46]
Zum erhaltenen Bestand siehe Edit
Madas & al.: Manuscripts corviniens
"authentiques" in: Jean-François
Maillard, István Monok, Donatella Nebbiai (edd.): "Matthias Corvin, les bibliothèques princières
et la genèse de l'etat moderne", Budapest [Országos Széchényi Könyvtár]
2009, pp. 48-78 (auch zugänglich unter URL http://mek.niif.hu/07400/07400/07400.pdf
[gesehen 2011-03-29]) Ein Verzeichnis der von Matthias Corvinus besessenen
Bücher/Texte, dessen Vollständigkeit, Zutreffendheit und Überschneidungen mit
dem durch Edit Madas (& al.) erstellten ich nicht überprüft habe, findet
sich auch unter URL http://www.librarything.com/catalog/MatthiasCorvinus
(gesehen 2011-04-04). Siehe aber vor allem auch die Zusammenstellung in der Bibliotheca Corviniana Digitalis mit Links
zu Informationen zu Handschriften und digitalisierten Abbildern unter URL http://www.corvina.oszk.hu/corvinas-html/corvinas.htm
(gesehen 2011-04-05) und Zsombor Jékely:
Manuscripts: Digitized images of
Hungarian manuscripts: Bibliotheca Corviniana: URL http://home.hu.inter.net/~jekely/Manuscripts.htm
(2010-09-30, gesehen 2011-04-05).
<...>
Bacons Kaplan und Herausgeber
William Rawley veröffentlichte Bacons New Atlantis 1627 aus dem Nachlass
am Ende der Sylva Sylvarum,[1]
und schrieb, Bacon habe darin eine "description
of a college instituted for the interpreting of nature and the producing of
great and marvellous works for the benefit of men" vorlegen wollen.[2]
Der Vorstand dieser Einrichtung, der father
of Salomon's house berichtet zunächst von den dort zur Verfügung stehenden
Laboratorien:[3]
und was dort erforscht und bewirkt wird ist in vielem das, was in Della Portas Magia Naturalis und in Bacons Sylva sylvarum beschrieben wird:[4]
die Mirabilia von denen in diesen Büchern geschrieben ist, sind hier Mirabilia,
die auf einer fernen Insel gewirkt
werden. Aufgrund der Experimente die Mitarbeiter von Salomon's house sammeln und bewirken stellen andere dieser
Mitarbeiter Tabellen[5]
zusammen, und wieder andere versuchen aus den Experimenten Erkenntnisse von
Nutzen für die Praxis zu gewinnen.[6]
Andere beschäftigen sich mit weiterreichenden Experimenten, "more penetrating into nature than the
former".[7]
Und zuletzt, als krönender Abschluss des Wissenschaftsprogramms von Salomon's house, dann diejenigen, die
aufgrund all dieser experimentellen Basis zu allgemeinerer Interpretation der
Natur gelangen:[8]
Da ist eine Gruppe
von Leuten,[9]
beschäftigt mit gemeinschaftlichen Unternehmungen durch die sie Einfluss auf
den Ablauf der Natur nehmen, und erstaunliche, gar wunderbare Dinge bewirken:
nicht und Hexer und Hexen,[10]
sondern um Baconsche Wissenschaftler, in vielem nicht unähnlich modernen Ingenieuren
und Naturwissenschaftlern.
Was Ficino bewirken wollte,
als er 1489 sein De vita und insbesondere
das der Magie gewidmete Dritte Buch De
vita cœlitus comparanda mit der Widmung an Matthias Corvinus diesem nach
Wien schickte, wissen wir nicht. Dass Ficino hoffte, den von ihm als langlebig
und prosperierend prognostizierten König zu einer Umgestaltung der Universität
Wien hin zu einer Lehranstalt für magische Wissenschaft zu bewegen, erscheint
unwahrscheinlich - nicht zuletzt wegen Ficinos geringem Interesse an stärker strukturierten
gelehrten Institutionen,[11]
und weil nicht erkennbar, dass er derlei im Einflussbereich seines
Hauptsponsors Lorenzo de'Medici zu erreichen versucht hätte. Dass es aber in der Renaissance möglich
war in überschaubarer Zeit den Philosophieunterricht an einzelnen Universitäten
radikal umzugestalten, dies zeigen die Beispiele von Wittenberg während des
Wirkens Melanchthons[12]
und von Ferrara während des Wirkens des Antonio Montecatini.[13]
In den Jahrzehnten des Lebens die ihm nach Ficinos Vorhersage noch hätten
bleiben sollen, hätte Matthias Corvinus eine entsprechende Umgestaltung der
Universität Wien unternehmen können. Hätte er es getan und wäre er erfolgreich
gewesen, so sähe, vermute ich, die Geschichte von Philosophie und Naturwissenschaften
nicht nur in der Renaissance, und so sähe auch heutige Philosophie und
Naturwissenschaft vermutlich anders aus als sie es tut. Ficinos Vorhersage war
falsch, Matthias Corvinus starb bereits am 6. April 1490 (und ob er länger
lebend an derlei Umgestaltung Interesse gehabt hätte, erscheint mindestens
zweifelhaft). Aber die Überlegungen dazu was möglicherweise möglich gewesen
wäre, lassen erkennbar werden, dass auch in der Philosophie und
Geistesgeschichte der Renaissance wichtige Entwicklungen und Veränderungen -
wie auch deren Ausbleiben! - kontingent waren. Philosophie und Geschichte sind
nicht nur, sondern waren auch damals das Resultat des Handelns und des
Nichthandelns einzelner konkreter Menschen, in Raum und Zeit, an Orten und in
Jahren.
[1] Francis
Bacon: The Advancement of Learning and New Atlantis. Edited by Arthur Johnston,
Oxford [Clarendon Press] 1980, p.289; Anm. zu p. 214.
[2] Francis
Bacon: The Advancement of Learning and New Atlantis. Edited by Arthur Johnston,
Oxford [Clarendon Press] 1980, p.214.
[3] Francis
Bacon: The Advancement of Learning and New Atlantis. Edited by Arthur Johnston,
Oxford [Clarendon Press] 1980, pp. 239-245.
[4]
z.B.: · Gärten in denen - wie bei Della
Porta - Pflanzen dazu gebracht werden vor und nach ihrer natürlichen Zeit zu
blühen und fruchten (Della Porta 1589, III,8 und III,9 und Sylv. sylv. 501), ·
Teiche um aus Salzwasser Frischwasser zu gewinnen (Sylv. sylv. I, gegen Anfang), · Experimente mit Tieren (e.g. Sylv. sylv. 697 & 728), · Brauereien, Backanlagen, Küchen (sylv. sylv. I, 45; zu speziellen Getränken vgl. auch sylv. sylv. I, 46s).
[5] Francis
Bacon: The Advancement of Learning and New Atlantis. Edited by Arthur Johnston,
Oxford [Clarendon Press] 1980, pp. 245s.
[6] Francis
Bacon: The Advancement of Learning and New Atlantis. Edited by Arthur Johnston,
Oxford [Clarendon Press] 1980, p. 246.
[7] Francis
Bacon: The Advancement of Learning and New Atlantis. Edited by Arthur Johnston,
Oxford [Clarendon Press] 1980, p. 246.
[8] Loc.
cit.: "Lastly, we have three that raise the former
discoveries by experiments into greater observations, axioms, and aphorisms.
these we call Interpretes of nature."
[9] Wenn
man die Angaben bei Francis Bacon: The Advancement of Learning and New
Atlantis. Edited by Arthur Johnston, Oxford [Clarendon Press] 1980, p. 245s
zusammenzählt: 36 Personen plus "novices and apprentices, […]; besides
a great number of servants and attendants, men and women.".
[10]
Zu solchen als Gruppe Einfluss
auf den Ablauf der Natur nehmender, und erstaunliche, gar wunderbare Dinge
Bewirkender vergleiche man z.B. diesen Bericht von 1582/83: "Desgleichen haben si[e]<ch> auch
xlii. {43} Vnholden zusammen gerottet / und den ix. Brachmonat / zwischen
Rottenburg und Tübingen / einen Tanz gehalten / vunnd ein solches jaemmerlichs
Wetter gemach / das es die Baeum mit sampt den wurtzeln auß der Erden gerissen
/ vund vumb vil hundert Gulden an den Weingaerten und Traidfeldern vund anderen
Früchten schaden gethan / vund in grundt alles zerschlagen." (Der
Bericht bezieht sich auf das Jahr 1582 und stammt aus "Warhaffte Zeitung
von 134 Unholden, so umb iren Zauberey halben ... verbrennet worden (Straßburg,
1583)", hier zitiert nach: Wolfgang Behringer
(ed.): Hexen und Hexenprozesse in
Deutschland, München [Deutscher Taschenbuch Verlag] 2000 [4. überarbeitete
und aktualisierte Ausgabe], p. 168.)
[11] siehe James Hankins:
The Myth of the Platonic Academy of
Florence in: "Renaissance Quarterly" 44.3 (1991), pp.
429-475 und
James Hankins: Humanist Academies and the 'Platonic Academy of Florence', in:
Marianne Pade (ed.). "On
Renaissance Academies : Proceedings of the international conference 'From the
Roman Academy to the Danish Academy in Rome | Dall'Accademia Romana all'Accademia
di Danimarca a Roma' | The Danish Academy in Rome, 11-13 October 2006",
Roma [Edizioni Quasar] 2011, pp. 31-46
[12]
Siehe das übernächste Kapitel.
[13]
Montecatinis Ferrarenser Reformen
sind m.W. bisher weitgehend ununtersucht. Siehe daher/aber http://www.phil-hum-ren.uni-muenchen.de/W4RF/YaBB.pl?num=1261486774/0#0
und die Folien meines Vortrags am 17. Dezember 2009: Heinrich C. Kuhn: Antonii Montecatini(i) Ferrariensis Paelectio In Libros de moribus ad
Nicomachum (Venetiis : Dominicus de Nicolinis 1561) unter URL http://www.phil-hum-ren.uni-muenchen.de/SekLit/hck20091217.pdf (gesehen 2011-04-11).