Ausschnitte aus hck: "Philosophie der Renaissance": Teil 2
Hier nur die nächsten Exzerpte aus meinem Einführungsband zur Philosophie der Renaissance (zu welchem siehe hier und hier). Mehr Informationen zu Textstand und Kontext gibt's im ersten Post dieser Reihe.
Los geht's:
"
Prag 1356
Prag, das ist die Stadt Kaiser Karls
IV., von ihm gefördert und geformt; 1356, das ist das Jahr der Goldenen Bulle.[1]
Zudem ist 1356 u.a. auch das Jahr, in dem sich Petrarca - mäßig begeistert[2]
- für kurze Zeit in Prag aufhält.
Prag ist 1356 bereits
eine durch Karl[3]
geprägte, umgestaltete Stadt: abgesehen vom Neubau des Veitsdoms: u.a. durch
das Projekt der Bildung der Prager Neustadt[4]
als steingebauter Stadt für Christen und Juden ab spätestens 1348,[5]
und durch die Gründung der Prager Universität (der heutigen Universitas Carolina / Univerzita Karlova v
Praze) im mehr oder minder selben Jahr (1347/1348/1349).[6]
Vor der
Universitätsgründung wird ein päpstliches Privileg erwirkt,[7]
doch in den
eigentlichen Gründungsurkunden werden Gründung und Privilegierung durch den Kaiser
ohne Bezug auf dieses
Privileg bezeugt - aus eigenem Amt, eigener Kraft[8]
- wie auch in der Goldenen Bulle[9] die
Angelegenheiten des Reiches ohne Einbeziehung des Papstes geregelt werden.
Die zentrale
Urkunde, das Gründungsdokument vom 7. April 1348[10]
erlässt Karl in seinen beiden Funktionen, als König des Heiligen Römischen
Reichs und als König von Böhmen.[11]
Erstes Ziel ist der kunstvolle Schmuck des Königreiches Böhmen mit einer großen Anzahl von Männern, die sich durch
praktische Weisheit.[12] auszeichnen. Als
nächstes bereits genannt wird die regionale Selbstversorgung mit Gelehrten[13]
- ein erster Schritt zur Entwicklung von "Landesuniversitäten", deren
Durchsetzung mit beitragen wird zum Zusammenbruch des gemeinsamen europäischen
Hochschulraums am Ende der Renaissance[14]
-, dann jedoch auch gleich der Gewinn Auswärtiger.[15]
Die Universität wird als studium generale
- sich auf
alle Fächer erstreckend -
gegründet, und den an ihr Unterrichtenden wie Lernenden werden mindestens die gleichen
Privilegien etc. versprochen, wie sie in Paris und Bologna üblich sind.[16]
Philosophische
Vorlesungen erfolgen zunächst als kurzen Textpassagen folgende Auslegung des
vorgeschriebenen Textes (z.B. der Physik
des Aristoteles), und wurden im 15. Jahrhundert durch den modus quæstionis ersetzt, bei dem nicht mehr Textpassagen, sondern
Fragen, Probleme diskutiert wurden - zum Teil unter Nutzung von Texten aus
anderen Universitäten.[17]
Das inhaltlich Geforderte
unterscheidet sich in mehrerem von Pariser Vorbildern: So legt man in Prag
weniger Gewicht auf Lateinkenntnisse und mehr Gewicht auf Logikkenntnisse als
in Paris, und betrachtet (ebenfalls im Unterschied zu Paris) Aristoteles' Physik als Text für Studierende im
Grundstudium (bis zum Bakkalaureat) und Aristoteles' Topik als Text für Fortgeschrittenere, die sich auf das Lizenziat
vorbereiten.[18]
Sowohl Wien als auch Erfurt werden diesem Modell folgen.[19]
Die meisten für das Artes-Studium vorgeschriebenen Texte[20]
sind wenig außergewöhnlich, doch finden sich auch explizit vorgeschrieben die Œconomica (philosophische Haus- und
Staatswirtschaftlehre) und die Parva
naturalia[21]
(die eine im Vergleich zu den meistgelesenen naturphilosophischen Schriften des
Aristoteles eine offenere, metaphysikärmere, unsystematischere Behandlung
natürlicher Phänomene bieten). Selbstverständlich folgte auch in Prag die
Studienpraxis nicht immer exakt den Vorschriften, aber ein Beispiel von 1389
(Bakkalaureus Johann Jahenstarfer) zeigt, dass es zwar "Kürzungen" an
anderer Stelle gab, aber sowohl die Vorlesungen zur Topik, als auch die zu den Œconomica und den Parva naturalia besucht wurden.[22]
Mindestens einige der Professoren folgen Buridan. Wycliff wird früh (vielleicht
schon 1378/79) rezipiert.[23]
Was sich hingegen zu dieser Zeit nicht
findet, ist die Aufnahme radikal "neuer" Gegenstände (studia humanitatis, Geschichte …) in den
Lehrplan der Artes-Fakultät.
Damit ist die neugegründete
Universität durchaus modern, aber auf eine Bestehendes nutzende und moderat
umformende, nicht revolutionäre Weise.
Neues unter
Nutzung von Vorhandenem das auf neue Weise realisiert wird: dies ist es auch
was die Bulla Aurea kennzeichnet, die
Goldene Bulle
die unter allen mit Gold gesiegelten Bullen den Ehrennamen Goldene Bulle
erhalten hat, die die Angelegenheiten des Reiches in einigen Aspekten für die
nächsten 450 Jahre geregelt hat.
Älteres
Vorhandenes wie die Bezugnahmen auf die Bibel[24]
und mindestens Parallelen zu Texten Kaiser Friedrichs II.[25]
die mehr als ein Jahrhundert früher entstanden waren. Anderes hingegen findet
sich - wie später hier erkennbar werden wird: bewusst - nicht: kein universaler
Anspruch des Kaisertums (wie in Dantes Monarchia),[26]
keine Grundlegung durch (weltliches und/oder kirchliches) Römisches Recht,
keine Bezugnahme auf das Verhältnis weltlicher und geistlicher Macht, von
Kaiser und Papst.[27]
Auch neueres
Vorhandenes findet sich: Das Streben nach Frieden und Einheit bzw. deren Bewahrung als
Ausgangspunkt zu Beginn der Goldenen Bulle,[28]
- wie auch in den ersten beiden Paragraphen des ersten Kapitels der ersten
Diccio des Marsilius' von Padua Defensor
pacis.[29]. Die Bezugnahme auf
eine große Teilnehmerzahl
bei der Gesetzesverkündung (bei der jedoch bemerkenswerterweise keine
Bauern - damals nach aller Vermutung die mit Abstand personenreichste Gruppe
der Einwohner des Reiches! - erwähnt werden) asedentibus
nobis omnibus principibus electoribus ecclesiasticis et secularibus ac aliorum
principum, comitum, baronum, procerum, nobilium et civitatum multitudie
numerosa")[30]
und die Entscheidung über den künftigen König durch eine herausgehobene Gruppe,
die Kurfürsten[31]
in der Goldenen Bulle - man vergleiche Marsilius' Lob der Wahlmonarchie[32]
und seine berühmte Aussage zur "valencior pars": "legislatorem seu causam legius effectivam
primam et propriam esse populum seu civium universitatem aut eius valenciorem partem, per
suam eleccionem seu voluntatem in generali civium congregacione […] valenciorem inquam partem, considerata
quantitate personarum et qualitate in
communitate illa super quam lex fertur, sive id fecerit universitas
predicta civium aut eius pars valencior".[33]
Die Regeln der Goldenen Bulle für das Gerichthalten über den König (Anklage und
Urteil durch den Pfalzgrafen bei Rhein, aber nur in der curia imperialis in Anwesendheit des Königs oder Kaisers)[34]
entsprechen zumindest formal den Forderungen des Marsilius', insbesondere der
nach einer gesetzlichen Regelung für derlei Fälle.[35]
Ob dabei Marsilius' Defensor pacis
direkt oder indirekt[36]
den Text der Goldenen Bulle beeinflusst hat, kann dahingestellt bleiben.[37]
Dass das was sich in Karls Bulle findet und nicht findet größere Ähnlichkeit
hat mit dem was sich in der "neueren" Sicht auf Reich und Politik des
Marsilius findet als in der (nicht sehr viel) "älteren" Dantes, dies hingegen
ist deutlich.
Und doch befinden sich am Hofe Karls auch Personen,
Autoren, die diese "ältere" Sicht vertreten: Cola di Rienzo[38]
und Francesco Petrarca. [39]
[1]
Über Alternativen für Beginn
(und, im Blick auf den letzten Abschnitt dieses Bandes ["Paris
1625"], auch Ende) dessen was in diesem Band behandelt wird, und etwaige
Gründe diesen vielleicht dieser besser mit "Frühmoderne" (o.dgl.) als
mit "Renaissance" zu überschreiben, zu berichten, und das Berichtete
zu diskutieren, und die getroffene Grenzziehung und Benennung zu rechtfertigen
würde Zeit kosten die m.E. besser der Auseinandersetzung mit den Texten,
Personen, Themen, Kontexten, Phänomenen über die dieser Band handelt gewidmet
wird. Der Nutzen jeglicher
Einteilung der Geistesgeschichte in Epochen scheint mir nicht über rein
pragmatisches (wie z.B. die Aufteilung der philosophiehistorischen Texte der
Reihe in der dieser Band hier erscheint) hinauszugehen, und für die Benennung
dieser Epochen scheint mit allein der weitverbreitete Sprachgebrauch sinnvolle
Entscheidungsgrundlage. Die Auswahl der epochenbegrenzenden Jahreszahlen ist
vielfältig: Für "Renaissance" schwanken sie zwischen (mindestens)
1220 und 1483 für den Beginn und 1525 und 1700 für das Ende, und für
"Frühmoderne", "Frühe Neuzeit" u.dgl. zwischen (mindestens)
1100 und 1500 für den Beginn und 1667 und 1850 für das Ende. (Für eine Auswahl
siehe den Thread Periodisations, borders
unter http://www.phil-hum-ren.uni-muenchen.de/W4RF/YaBB.pl?num=1212479446 .)
[2]
Siehe die Zeugnisse dazu in
Francesco Petrarca (ed. & trans.
Berthe Widmer): Aufrufe zur Errettung Italiens und des Erdkreises : Ausgewählte Briefe
Lateinisch-Deutsch, Basel [Schwabe & Co] 2002, p. 468sqq.
[3]
Als Einführung zu Karl empfohlen:
Ferdinand Seibt: Karl IV. Ein Kaiser in Europa : 1346 bis
1378, München [Deutscher Taschenbuchverlag] 1994 (oder beliebige Auflage ab
1985). Zu Karl als Politiker findet sich die vielleicht prägnanteste, und eine
nicht zuletzt das neue betonende, Kurzbeschreibung bei Bayley (Charles Calvert Bayley: Petrarch, Charles IV, and the 'Renovatio Imperii' in:
"Speculum" 57.3 (1942), pp. 323-341, hier: p. 326s): "Charles
IV, the coldly realistic son of an irrepressibly romantic and endlessly
intriguing father, … . In
politics an inveterate follower of the golden mean, his feet firmly planted in
the soil of reality, Charles displayed almost invariably an almost diabolic
diplomatic expertise … . Summarily he
was a Realpolitiker of the new type,
|| with none of the superficial attractions of the chivalrous kings, but a man
of caution, of reflection, of order, with carefully restricted aims and an
uncanny skill in ultimately attaining them." Vgl. auch Jiři Spĕváček:
Karl. IV. : Sein Leben und seine
staatsmännische Leistung, Praha [Academia] 1978.
[4]
Zur Gründung der Prager Neustadt
im Kontext der Gründung der Karlsuniversität siehe: Renate Dix: Frühgeschichte der
Prager Universität : Gründung, Aufbau und Organisation 1348-1409, Bonn
[Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität], pp. 62-69, und die
Literaturhinweise dort.
[5]
Matthias Makowski: Praga Caput Regni : Untersuchungen zur Sprach und
Kulturgeschichte des Mittelalters, Frankfurt a.M. [Peter Lang] 1994, insbes. p.
34.
[6]
Die Gründungsgeschichte der
Karlsuniversität ist intensiv untersucht und vielfältig diskutiert worden. Für
einen ersten Überlick siehe z.B. Matthias Makowski:
Praga Caput Regni :Untersuchungen zur Sprach
und Kulturgeschichte des Mittelalters, Frankfurt a.M. [Peter Lang] 1994, pp.
39-52 und die dort genannte Literatur. Speziell zu den Diskussionen siehe:
František Šmahel: Die Präger <!> Universität im Mittelalter / The Charles
University in the Middle Ages : Gesammelte Aufsätze / Selected Studies,
Leiden [Brill] 2007, pp. 3-12. Für
Quellen und Literatur siehe auch Zhang
Tao (= 张弢):Fehlgründungen
von Universitäten im Spätmittelalter - Motive und Bedingungen für die
Entstehung der mittelalterlichen Universität, Heidelberg 2010 (elektronisch
verfügbar unter URL http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/volltextserver/volltexte/2010/11054/pdf/ZHANG_Tao_2010_Diss.pdf
[gesehen: 2011-02-11, 10:20h GMT+1] via http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/volltextserver/volltexte/2010/11054/
bzw. http://www.ub.uni-heidelberg.de/archiv/11054
), pp. 99-105 zusammen mit pp. 350-398
[7]
Zu weiteren Vorbereitungen,
insbes. was die Prager Ordenssstudien betrifft, siehe Renate Dix: Frühgeschichte der Prager Universität : Gründung, Aufbau und
Organisation 1348-1409, Bonn [Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität],
p. 114s und die dort angegebene Literatur.
[8]
Zu den Gründungsurkunden siehe
Renate Dix: Frühgeschichte der Prager Universität : Gründung, Aufbau und
Organisation 1348-1409, Bonn [Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität],
pp. 88-113, wo sich auch deutsche Übersetzungen aller drei Dokumente finden
(Papsturkunde: pp.88-90, Karls Prager Urkunde vom 7. April 1348: p. 96, das
Eisenacher Diplom: p. 105).
[9]
Zu dieser weiter unten.
[10]
Der Lateinische Text ist bequem
zugänglich unter URL http://www.cuni.cz/UK-145.html [gesehen: 2009-04-07, 14:09h
GMT+1].
[11] op.
cit.: "Karolus, Dei gracia Romanorum rex semper augustus et Boemie rex. Ad
perpetuam rei memoriam."
[12] op.
cit.: "… qualiter regnum nostrum Boemie, quod pre ceteris
hereditariis, aut eufortune acquisicionis honoribus et possessionibus
prerogativa mentis affeccione complectimur, cuius exaltacionem omni, qua
possumus, diligencia procurantes, ipsius honori intendimus totis conatibus et
saluti, sicut rerum victualium, ad dispensacionem divini nominis natura
profluente tripudiat, sic ad nostre
provisionis edictum prudentum virorum copia nostris artificialiter temporibus
decoretur …"
[13] op.cit.:
"ut fideles nostri regnicole, qui scienciarum fructus indesinenter esuriunt,
per aliena mendicare suffragia non coacti paratam in regno sibi mensam
propinacionis inveniant, et quos ingeniorum nativa subtilitas ad consilia
reddit conspicuos, litterarum sciencia faciat eruditos, nec solum compellantur,
aut supervacuum reputent ad investigandas gyrum terre sciencias circuire,
naciones expetere peregrinas aut, ut ipsorum aviditatibus satisfiat, in alienis
regionibus mendicare, …"
[14]
Siehe den "Epilog"
dieses Buches.
[15]
op. cit., gleich im Anschluß and
das vorig zitierte: "sed
gloriosum estiment extraneos alios ad suavitatem odoris et gratitudinis
huiusmodi participium evocare."
[16]
op.cit.: "duximus studium generale, in quo siquidem
studio doctores, magistri et scolares erunt in qualibet facultate, quibus bona
magnifica promittimus et eis, quos dignos viderimus, regalia donaria
conferemus, omnes et singulos doctores, magistros et scolares in profectione et
qualibet facultate ac undecunque venerint, veniendo, morando et redeundo sub
nostre maiestatis speciali protectione et salva gardia retinentes, firmam singulis
fiduciam oblaturi, quod privilegia, immunitates et libertates omnes, quibus tam
in Parisiensi, quam Bononiensi studiis doctores et scolares auctoritate regia
uti et gaudere sunt soliti, omnibus et singulis illuc accedere volentibus
liberaliter impertimur et faciemus ab omnibus et singulis inviolabiliter
observari."
[17]
František Šmahel: Die Präger <!> Universität im Mittelalter / The Charles
University in the Middle Ages : Gesammelte Aufsätze / Selected Studies,
Leiden [Brill] 2007, p. 230s.
[18] František Šmahel: The Faculty of Liberal Arts in:
Ivana Čornejová, Michal Svatoš & Petr Svobodný (edd.): A History of
Charles University 1348-1802 (=Karel Beránek
et al. (edd.): A History of Charles University, Vol. 1), Prague : Charles
University 2001, pp. 93-120, hier p. 99.
[19] František Šmahel: The Faculty of Liberal Arts in:
Ivana Čornejová, Michal Svatoš & Petr Svobodný (edd.): A History of
Charles University 1348-1802 (=Karel Beránek
et al. (edd.): A History of Charles University, Vol. 1), Prague : Charles
University 2001, pp. 93-120, hier p. 100.
[20] Die
Summulæ des Petrus Hispanus, die
logischen Schriften des Aristoteles, sowie dessen Physik, Metaphysik, De coelo, Meteora, Ethik und Politikschrift, plus Texte zu
Arithmetik, Geometrie, Astronomie und Musik (František Šmahel: The Faculty of
Liberal Arts in: Ivana Čornejová, Michal Svatoš & Petr Svobodný (edd.): A History of
Charles University 1348-1802 (=Karel Beránek
et al. (edd.): A History of Charles University, Vol. 1), Prague : Charles
University 2001, pp. 93-120, hier p. 104).
[21] František Šmahel: The Faculty of Liberal Arts in: Ivana Čornejová, Michal Svatoš
& Petr Svobodný (edd.): A History of Charles University 1348-1802
(=Karel Beránek et al. (edd.): A
History of Charles University, Vol. 1), Prague : Charles University 2001, pp.
93-120, hier p. 104. Siehe
auch František Šmahel:
Die Präger <!> Universität im
Mittelalter / The Charles University in the Middle Ages : Gesammelte Aufsätze /
Selected Studies, Leiden [Brill]
2007, p. 240.
[22] František Šmahel: The Faculty of Liberal Arts in:
Ivana Čornejová, Michal Svatoš & Petr Svobodný (edd.): A History of
Charles University 1348-1802 (=Karel Beránek
et al. (edd.): A History of Charles University, Vol. 1), Prague : Charles
University 2001, pp. 93-120, hier p. 105s. Siehe auch František Šmahel: Die Präger <!> Universität im Mittelalter / The Charles
University in the Middle Ages : Gesammelte Aufsätze / Selected Studies,
Leiden [Brill] 2007, p. 242s.
[23] František Šmahel: The Faculty of Liberal Arts in:
Ivana Čornejová, Michal Svatoš & Petr Svobodný (edd.): A History of
Charles University 1348-1802 (=Karel Beránek
et al. (edd.): A History of Charles University, Vol. 1), Prague : Charles
University 2001, pp. 93-120, hier pp. 114-116. Siehe auch František Šmahel: Die Präger <!> Universität im Mittelalter / The Charles
University in the Middle Ages : Gesammelte Aufsätze / Selected Studies,
Leiden [Brill] 2007, pp. 257-261.
[24]
Siehe den Apparat in der
MGH-Ausgabe der Bulla aura von Wolfgang D. Fritz:
Constitutiones et acta publica imperatorum et regum. Dokumente zur Geschichte
des Deutschen Reiches und seiner Verfassung 1354-1356, Weimar 1978 (Text der
Bulla aurea: ab p. 560; diese Ausgabe im Folgenden als BA zitiert.)
[25]
Siehe die Argumentation bei
Ferdinand Seibt: Karl IV. Ein Kaiser in Europa : 1346 bis
1378, München [Deutscher Taschenbuchverlag] 1994, p. 257s.
[26] Dante Alighieri: Monarchia (ed. Pier Giorgio Ricci [Roma 1978]) elektronisch
verfügbar unter
http://www.liberliber.it/biblioteca/a/alighieri/monarchia/pdf/monarc_p.pdf und
ed. Pier Vincenzo Mengaldo
[Milano 1996] unter http://www.bibliotecaitaliana.it/exist/bibit/search.xq?term1=%27bibit001024%27
(wenn nicht anders angegeben benutze ich hier diese zweite Ausgabe). Zum
univresalen Anspruch: I,2 ; Zur Aktualisierung des Inlellekts durch die
Weltgemeinschaft sihe I, 3 & 4 ; zur Notwenigkeit eines Welt-Monachenen
siehe I, 10 und I, 14.
[27]
Wie etwa in Dantes Monarchia Buch III
(z.B. ed. Pier Vincenzo Mengaldo [Milano
1996] unter
http://www.bibliotecaitaliana.it/exist/bibit/search.xq?term1=%27bibit001024%27
), vgl. auch insbes. Richard Scholz:
Unbekannte kirchenpolitische
Streitschriften aus der Zeit Ludwigs des Bayern (1327-1354) : Analysen und
Texte, 2 Bd.e, Rom : Loescher 1911, und für die frühere Zeit die von Ernst Dümmler (& al.) 1891-97 in drei
Bänden herausgegebenen Libelli de lite
imperatorum et pontificum saeculis XI. et XII. conscripti (Hannoverae :
Impensis Bibliopolii Hahniani, elektronisch zugänglich unter http://bsbdmgh.bsb.lrz-muenchen.de/dmgh_new/app/web?action=loadBook&bookId=00000828
, http://bsbdmgh.bsb.lrz-muenchen.de/dmgh_new/app/web?action=loadBook&bookId=00000829
)
[29]
Marsilius de Padua: Defensor
pacis, Hannover [Hahnsche Buchhandlung] 1932, pp. 1-4. (diese Ausgabe im
folgenden zitiert als DP.)
[30]
BA, p. 564
[31]
BA, p. 574s, cf. etiam passim die
Aussagen zu den sieben Kurfürsten.
[32]
DP I.9, §§6 & 7 (p. 45)
[33]
DP I.12, §3 (p. 63).
Hervorhebungen durch mich.
[34]
BA c. 5 (p. 584)
[35]
DP I.18, insbes. p. 122: "Debet autem iudicium, preceptum et
execucio cuiuscumque correpcionis principantis fieri per legiuslatorem, vel per
aliquem aut aliquos legislatoris auctoritate statutos ad hoc".
[36]
Zu Lupold von Bebenburg als
Vorbereiter der goldenen Bulle einerseits, und als jemand der in seinen
Schriften Marsilus von Padua so nahe war das er als dessen Epigone bezeichnet
wurde siehe Kaus von Beyme: Geschichte der politischen Theorien in
Deutschland 1300–2000, Wiesbaden [VS Verlag für Sozialwissenschaften] 2009,
p. 31s und die dort angegebenen Literatur. Für ein Beispiel einer von den
Herausgebern gesehenen textlichen Parallele zwischen Lupold und Marsilius siehe
Lupoldus de Bebenburg: Politische Schriften des Lupold von
Bebenburg (edd. Jürgen Miethke &
Christoph Flüeler), Hannover [Hahn] 2004,
p. 314 et p. 314n367.
[37]
Dies gilt auch für andere seiner
Werke. Vgl. Jean-Marie Moegelin: Das Erbe Ludwigs des Bayern in:
Ulrike Hohensee (et al., edd.):
"Die Goldene Bulla : Politik - Wahrnehmung - Rezeption" ; Band 1,
Berlin [Akademie Verlag] 2009, pp. 17-38, insbes. p. 34s. Zum Kontext siehe
auch Michael Menzel: Feindliche Übernahme. Die ludovicianischen
Züge der Goldenen Bulle in:
Ulrike Hohensee (et al., edd.):
"Die Goldene Bulla : Politik - Wahrnehmung - Rezeption" ; Band 1,
Berlin [Akademie Verlag] 2009, pp. 39-63 und Robert Suckale: Zur Ikonographie der
deutschen Herrscher des 14. Jahrhunderts. Rudolf I. - Lidwig IV. - Karl IV. in: Ulrike Hohensee (et al., edd.): "Die Goldene Bulla : Politik -
Wahrnehmung - Rezeption" ; Band 1, Berlin [Akademie Verlag] 2009, pp.
327-348, hier p. 339.
[38] Zu
Cola di Rienzo siehe für neuere Literatur Anna Modigliani & Andreas Rehberg (edd.): Cola di Rienzo e il Comune di Roma, 2 Bd.2, Roma 2004. Für
Cola und seine Beziehungen zu Karl und seinem Hof siehe Ferdinand Seibt: Karl IV. Ein Kaiser in Europa : 1346 bis 1378, München [Deutscher
Taschenbuchverlag] 1994, 207-215.
[39]
Zu Cola und Petraca am Hofe Karls
und zu Karls Beziehungen insbes. zu Petrarca siehe: Eva Schlotheuber: Petrarca am Hof
Karls IV. und die Rolle der Humanisten, in: "Petrarca 2004 in
München! : Texte von Beiträgen zur Interdisziplinären Vortragsreihe durch
Münchner Gelehrte zur Feier der 700. Wiederkehr des Geburtstags Francesco
Petrarcas im Sommersemester 2004" (2004-09-21), URL: http://www.phil-hum-ren.uni-muenchen.de/SekLit/P2004A/Schlotheuber.htm
<...>
Die "Vernunft" Petrarcas in De remediis spricht zu dem Kaiser in De remediis wie Kaiser Karl in seinen Briefen an Petrarca zu
Petrarca gesprochen hatte: Eindringlich verweisend auf die Schwierigkeit ja
(Quasi-)Unmöglichkeit,
für und durch sich selbst alten kaiserlichen Glanz wiederzubeleben, die (Über-)größe
der Aufgabe, deutlich aussprechend, dass die Zeiten sich geändert haben, die Zeiten für
einen Kaiser,
der Herr der Welt ist,
vorbei sind. Petrarcas Ratio vertritt
(hier) die Position,
die Petrarca in seiner Korrespondenz mit Karl IV. und in seinen Gesprächen mit
Karl in Italien und wohl auch 1356 in Prag als Position Karls kennengelernt
hatte, ist durch den Kontakt mit Karl im emphatischen Sinne informiert.
Exkurs
Ein Wort ist bisher nicht gefallen,
ungeschrieben, ungelesen, ein Terminus unverwendet, ein Begriff abwesend: "Humanismus".[1]
Dem wird - abgesehen von
diesem Exkurs (und von Titeln
sekundärliterarischer Werke) - auch in den folgenden Kapiteln dieses Bandes so bleiben.
Es sei
unbestritten dass es Personen gibt die Eulen als Haustiere halten, dass es Personen
gibt die wenn sie unter ihresgleichen sind Umhänge u.dgl. tragen, dass es Personen
gibt die mit länglichen Holzgegenständen in der Hand erstaunliches
zustandebringen, dass es Personen gibt die Besen benutzen um Sport zu
betreiben, ja sogar dass es Personen gibt die "Alohomora" murmeln
wenn sie ein Schloss öffnen wollen (ich selbst gehörte dazu): und dennoch gibt es offensichtlich keine Notwendigkeit das von J. K. Rowling
erschaffene Potterverse für Realität
zu halten.
Unbestritten
dass es in der Zeit die in diesem Band behandelt wird Personen gegeben hat, die für das von
ihnen geschriebene Latein klassischen Vorbildern den Vorzug vor moderneren termini technici und einfache
Satzstrukturen benutzenden neueren Autoren gegeben haben, dass es Personen
gegeben hat die sich mehr für Literatur, Rhetorik, Geschichte,
Geschichtsschreibung und Ethik interessiert haben als für Naturphilosophie und
Metaphysik, dass es Personen gegeben hat, die in Petrarca so etwas wie einen intellektuellen
Urahnen gesehen haben, dass es Personen gegeben hat für die Briefwechsel und
Briefwechselnetzwerke große Bedeutung hatten, dass es Personen gegeben hat
deren intellektuelles Umfeld weitgehend außerhalb von Universitäten verortet
war, dass es Personen gegeben hat die reichlich Gebrauch von antiken Exempla gemacht haben, dass es sogar Personen
gab bei deren Amtsbezeichnung "umanista" war: und dennoch gibt es keine
Notwendigkeit davon auszugehen es
habe eine Strömung oder Bewegung namens "Humanismus" gegeben, noch davon
auszugehen es habe (abgesehen von denen, die entsprechend bezeichnete Stellen an höheren
Lehranstalten hatten]))
eine hinreichend umrissene Gruppe von Personen gegeben, die sinnvoll als "Humanisten" zu
bezeichnen wären.
Wovon
dieser Band erzählt lässt sich erzählen ohne solche Annahmen machen zu müssen,
und wird daher ohne diese Annahmen erzählt. Hierdurch werden Anlässe für
Verwirrung verringert.
Unter jenen, die über "Humanismus" und "Humanisten"
geschrieben haben und schreiben, besteht alles andere als Einigkeit darüber, was denn "Humanismus"
sei.[2]
Wie auch immer man Humanismus definiert -, und sei es als Denkstil, wie es Sabrina Ebbersmeyer[3]
tut - man wird sich nicht nur fragen müssen, wie groß die Chancen sind, dass andere die
jeweilige Definition und ihre Prämissen mittragen, sondern auch, und vor allem,
welchen Gewinn an Erkenntnis über Vergangenes man dadurch hat, und ob man, wenn
man Konzepte verwendet die nach der Zeit über die man erzählt, entstanden sind,
nicht mehr als nötig über die eigene Zeit erzählt und weniger als möglich über
die Vergangenheit.
In diesem
Band wird versucht, ohne das Konstrukt "Humanismus"
auszukommen.[4]
Dass ich dabei - meist ohne es im Einzelfall zu wissen und zu wollen -
vermutlich reichlich Gebrauch an anderen derlei Konstrukten gemacht habe und machen
werde, ist mir
bewusst. Ich hoffe,
dass künftige Kritik zu künftiger Reduktion solchen Gebrauchs führen kann und
wird.
[1]
Zu Petrarca (und auch Cola) und
Humanismus im Kontext Prag siehe: Frank L. Borchardt:
First Contacts with Italy: German
Chancellery Humanism in Prague (1977/2008-04-20), URL: http://web.archive.org/web/20080420111330/www.duke.edu/~frankbo/pdf/Prague1.htm
,
bzw. http://is.gd/9GjcQ , ursprünglich
veröffentlicht in: Gerhart Hoffmeister
(ed.): "The Renaissance and Reformation in Germany: An Introduction",
New York [Frederick Ungar] 1977), pp. 1-16 (ich habe die Druckversion nicht
eingesehen). Grundlegend: Konrad Burdach
(ed.): Vom Mittelalter zur
Reformation: Forschungen zur Geschichte der deutschen Bildung : Vierter Band:
Aus Petrarca deutschem Schülerkreise, Berlin [Weidmannsche Buchhandlung]
1921.
[2]
Eindrucksvoll hierzu Angelo Mazzocco (ed.): Interpretations of Renaissance Humanism, Leiden [Brill] 2006, und
darin insbesondere die (auch Historie und Hintergründe des Ringens um die
Bestimmung dessen was "Humanismus" sei referierenden und
diskutierenden) Beiträge von Mazzocco, Grendler, Fubini, und Keßler: ∙ Angelo Mazzocco: Introduction in: Angelo Mazzocco
(ed.): "Interpretations of Renaissance Humanism", Leiden [Brill]
2006, pp. 73-95 (zur Geschichte der Humanismusbergriffe/konzepte von den
Anfängen bei Georg Voigt [1859] bis zur Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts, p.
7s zu "Humanismus" vor Petrarca), ∙
Paul F. Grendler: Humanism: Ancient Learning, Criticism, School
and Universities in: Angelo Mazzocco
(ed.): "Interpretations of Renaissance Humanism", Leiden [Brill]
2006, pp. 73-95 (u.a. pp. 74sqq zu den Thesen von Anthony Grafton, Lisa
Jardine, Robert Black), ∙
Riccardo Fubini: Humanism and Scolasticism: Toward an
historical Definition in: Angelo Mazzocco (ed.): "Interpretations of Renaissance
Humanism", Leiden [Brill] 2006, pp. 127-136, ∙ Eckhard Keßler: Renaissance Humanism: The Rethorical Turn in: Angelo Mazzocco (ed.): "Interpretations of Renaissance
Humanism", Leiden [Brill] 2006, pp. 181-197 [auch elektronisch zugänglich
unter URL http://www.phil-hum-ren.uni-muenchen.de/php/Kessler/Toronto2003.htm
] (siehe dort nicht zuletzt p. 181 die Auseinandersetzung mit Nutzen und
Gefahren von Konzepten wie "Idealismus", "Platonusmus",
"Realismus", Humanismus" und die Aussage "Humanism is an invention of the nineteenth
century.", p. 182 zu Humanisten als Lehrern der studia humanitatis, p. 183sqq eine sehr
produktive Auseinandersetzung mit Black), ∙
Angelo Mazzocco: Petrarch: Founder of Humanism in: Angelo Mazzocco (ed.): "Interpretations of Renaissance Humanism",
Leiden [Brill] 2006, pp. 215-241 (nicht zuletzt p. 223s zu Petrarca als
Wiederhersteller der studia humanitatis bei
Leonardo Bruni).
[3]
Sabrina Ebbersmeyer: Homo agens :
Studien zur Genese und Struktur frühhumanistischer Moralphilosophie, Berlin
[De Gruyter] 2010, insbes. pp. 3-8. (Mein herzlicher Dank gilt Sabrina Ebbersmeyer
für die Gewährung des Zugangs bereits zum Typoskript von 2008.)
[4]
Wie auch generell ohne
vermeidbare Bezugnahme auf (andere) philosophische "Sekten": Siehe
hierzu das vorangehende einleitende Kapitel.
"
Das war's für diesmal. Vermutlich geht 's irgendwann später in dieser Woche weiter mit "Padua 1408".
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